Abgeschlossenes Projekt

Lantz'scher
Skulpturenpark

12.06. – 21.08.2022

Foto: Nathow & Geppert Gestaltung, Bielefeld

Terra incognita – Fragen an die Erde

Beteiligte Künstler*innen: Gili Avissar, Anne Duk Hee Jordan, Lena von Goedeke,  Philipp Modersohn, Navid Nuur, Kollektiv orangotango, Michail Pirgelis, Annika Rixen, Adrien Tirtiaux, Shira Wachsmann, Martin Walde

Kuratorische Leitung: Friederike Fast und Lea Schleiffenbaum

Eröffnung: 11. Juni 2022, ab 16 bis 22 Uhr
Dauer der Ausstellung: 12. Juni bis 21. August 2022

Der Begriff „Terra incognita“ (lat. „unbekanntes Land“) stammt ursprünglich aus der Zeit der Seefahrer und Entdeckungsreisenden. Er bezeichnet Gebiete auf der Erde, die noch nicht beschrieben, kartografiert oder erkundet sind. Diese unerforschten Landstriche waren in der Vergangenheit oftmals Projektionsfläche für fantasievolle Erzählungen. So wurden sie auf historischen See- oder Landkarten auch in Form von Drachen oder anderen Fabelwesen verkörpert. Heute sind es vor allem fremde Planeten, die als unbekanntes Terrain gelten. Im Sommer 2020 landete die chinesische Marssonde Tianwen 1 in der Tiefebene „Utopia Planitia“ auf dem Mars, um nicht nur wissenschaftliches, sondern auch planetarisches Neuland zu betreten. Ihr Name „Tianwen“ bedeutet ins Deutsche übersetzt soviel wie „Fragen an den Himmel“. Während die internationale Raumforschung bereits an der Marsbesiedlung arbeitet, richtet die Ausstellung Terra incognita — Fragen an die Erde den Blick auf die Wunder und Rätsel dieses Planeten. Das Projekt betrachtet den Lantz’schen Park als einen „weißen Fleck“, den es neu zu erkunden gilt und zwar mit den Mitteln der Kunst.

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Titel:

Terra Incognita

Zeit:

12.06. – 21.08.2022

Kuratiert von:

Friederike Fast und Lea Schleiffenbaum

Booklet:

Das Konzept

Im 19. Jahrhundert im Stil englischer Landschaftsgärten angelegt, repräsentiert der Lantz’sche Park eine Idealvorstellung von Natur. Anders als bei den französischen, klar strukturierten Gärten suggeriert seine lockere Anordnung bei den Besucher*innen das Gefühl, ein idyllisches, organisch gewachsenes Stück Natur zu betreten. Als eine sorgfältig choreografierte Landschaft suggeriert der Park eine perfekte Symbiose zwischen Mensch und Umwelt, die es in dieser Form jedoch längst nicht mehr gibt.

Wenn heute von dem geologischen Zeitalter des Anthropozäns die Rede ist, wird der Mensch als ein zentraler Einflussfaktor aufgefasst, der die Welt nicht nur bewohnt, sondern nachhaltig formt und verändert. Angesichts fortschreitender Erderwärmung und dem sich abzeichnenden Artensterben wird seine Verantwortung schmerzlich deutlich. Die bewusste Gestaltung der Beziehung zwischen Mensch und Natur stellt daher eine der großen Herausforderungen unserer Zeit dar und erfordert ein neues Selbstverständnis, das den Menschen mitten in der Welt verortet, als inhärenter Teil eines komplexen ökologischen Systems.

Neben unmittelbaren, physisch-sinnlichen Erfahrungen prägen heute zunehmend digital erzeugte Bilder die Vorstellungen von Natur. Ganz gleich ob durch Satelliten- oder Radaraufnahmen, Natur begegnet uns nicht mehr nur in Form von Karten und Modellen, sondern als angehäufte Datenreihen und Statistiken, die zwar exaktes Wissen und Kontrolle suggerieren, jedoch weitestgehend abstrakt bleiben. Ob sie am Ende zu einem nachhaltigeren Umgang mit der Natur führen oder welche alternativen Zugänge zur Natur es gibt, bleibt daher offen.

Terra Incognita — Fragen an die Erde widmet sich den heutigen „weißen Flecken“ auf der Erde. Die Ausstellung im Lantz’schen Park vereint Skulpturen, Installationen, Performances und Veranstaltungen, die sich mit offenem und neugierigem Blick mit der spezifischen Gestalt des Ortes, seiner Flora und Fauna aber auch mit seiner Sozialstruktur und Funktion als Ort des Innehaltens und der Regeneration auseinandersetzen. Die Künstler*innen „erobern“, „erforschen“ und „besetzen“ ihn für die Dauer von zwei Monaten mit dem Ziel, ein Remapping dieses Territoriums anzuregen, um sich neu zu verorten.

Das Projekt wird zusätzlich gefördert von:

       

Sponsor:

Kooperationspartner:

       

Friederike Fast und Lea Schleiffenbaum

Die Kuratorinnen

 

Friederike Fast und Lea Schleiffenbaum kennen sich seit 2013 und haben seitdem mehrere Projekte miteinander realisiert.

Friederike Fast (*1975 in Bielefeld) studierte Fotografie in Dortmund sowie Kultur-, Kommunikations- und Medienwissenschaften in Leipzig. Sie arbeitete in einer Galerie für zeitgenössische Kunst in New York und ist aktuell als Kuratorin am Museum Marta Herford tätig, das sie 2005 mit eröffnete. Als Ausstellungsmacherin realisierte sie zahlreiche Projekte im In- und Ausland, darunter auch Kunstprojekte im öffentlichen Raum wie ›5 Tore / 5 Orte‹ mit dem Künstler Dennis Oppenheim. In den letzten Jahren lehrte sie außerdem an der Universität Paderborn. Ihre Arbeit ist geprägt von gesellschaftspolitischen Themen sowie von experimentellen Ausstellungs- und Vermittlungsformaten, die den Ort auf überraschende Weise mit einbeziehen. 2011 erhielt sie als Kokuratorin der Ausstellung ›Wir sind alle Astronauten — Richard Buckminster Fuller im Spiegel zeitgenössischer Kunst‹ den Justus Bier Preis für Kuratoren der Helga Pape-Stiftung.

Als Mediatorin für die Neuen Auftraggeber setzt Lea Schleiffenbaum (*1985 in Luzern) Projekte im öffentlichen Raum um. Gesellschaftliche Teilhabe und die Formulierung individueller und kollektiver Bedürfnisse und deren Spiegelung in der zeitgenössischen Kunst stehen im Zentrum des Programms der Neuen Auftraggeber. Diesen Ansatz verfolgt Lea Schleiffenbaum auch in ihrer kuratorischen Arbeit. Neben ihrer Tätigkeit als Mediatorin ist sie als freiarbeitende Kuratorin tätig, unter anderem am ZK/U — Zentrum für Kunst und Urbanistik in Berlin. Lea Schleiffenbaum hat an der School of the Art Institute in Chicago und an der Westminster University in London studiert. Sie lebt in Berlin und arbeitet deutschlandweit.

Temporäre Skulpturen im
Lantz’schen Skulpturenpark 2022

Termine Lantz’scher Park
2022