Annika Rixen

Foto: Tino Kukulies

Annika Rixen

 

Clearing, 2022
Baumwollstoff mit Cyanotypie-Druck, Stahl, Maße variabel /
Cotton fabric with cyanotype print, steel, variable dimensions

 

Scroll down for the English version

 

Annika Rixen (*1978, Solingen, lebt in Melzow, Uckermark) findet Inspiration in ihrer unmittelbaren Umgebung. Das kann der Komposthaufen vor ihrem Haus sein, Werkzeuge aus einer verlassenen Opel-Werkstatt in Berlin-Prenzlau oder die spontane Vegetation an den Rändern des Lantz’schen Parks, auch Ruderalvegetation genannt. Unter diesen Begriff fallen Pflanzen, die auf übernutzten, brach gefallenen Flächen wachsen. Auf den ersten Blick wirkt ein solcher Bewuchs ungeordnet und beliebig. Tatsächlich formen sie jedoch ein komplexes, symbiotisches Netzwerk.

In ihrer Installation „Clearing“ (2022) – zu Deutsch „Rodung“, oder auch „Lichtung“ – hält sie ruderale Pflanzen mit Hilfe des fotografischen Verfahrens der Cyanotypie auf großformatigen Stoffen fest, die sie zu Sitzmöbeln und einem Paravent verarbeitet. Sie laden Besucher*innen des Parks zum Ausruhen und Verweilen ein. Mit dieser Arbeit führt Rixen das westliche Verständnis von (künstlich angelegten) Grünflächen als Orte der Erholung vor und hält dieser Vorstellung von Landschaft ihre Kehrseite menschlicher Landnutzung – die Brachfläche – entgegen. Was würde mit einem Ort wie dem Lantz’schen Park passieren, wenn der Mensch aufhören würde, sich darum zu kümmern? Wenn er aufhören würde, zu entscheiden, welche Pflanzen „nützlich“ oder „schön“ sind, wo sie wachsen dürfen und wo sie stören?

Während dieser Ausstellung bot Annika Rixen den Besucherinnen und Besuchern des Lantz’schen Parks darüberhinaus in einem zweitägigen Workshop die Möglichkeit, die Pflanzenwelt des Parks in eigenen Cyanotypien festzuhalten. Nach der Daguerreotypie und der Kalotypie, war die Cyanotypie das dritte Verfahren zur Herstellung von fixierten, fotografischen Bildern. Bekannt wurde die Technik durch die britische Naturwissenschaftlerin Anna Atkins (1799–1871), die damit Farne und andere Vegetation für ihre Bücher dokumentierte. Dreidimensionale Objekte, in diesem Fall Pflanzen, zeichnen sich als helle Gestalten auf dem Fotogramm ab. An einem sonnigen Tag beträgt die Belichtungszeit mit Tageslicht zwischen 5–30 Minuten.

 

 

 

Annika Rixen (born in Solingen in 1978, lives in Melzow, Uckermark) finds inspiration in her immediate surroundings. It might be the compost heap outside her house, tools from an abandoned Opel repair shop in Prenzlau, or spontaneous vegetation on the edges of Lantz’scher Park, which is also known as ruderal vegetation – a term describing plants growing on brownfield areas. Although at first glance, ruderal vegetation appears disorderly and random, it actually forms a complex, symbiotic network.

For her installation “Clearing” (2022), she employed the photographic technique of cyanotype to capture images of ruderal plants on large pieces of fabric, which she then turned into seating and a paravent, inviting visitors to the park to rest for a while. In this work, Rixen depicts the Western concept of artificial green spaces as places of recreation, and contrasts this view of the landscape with its flipside, namely brownfields, also a result of human activity. What would happen to a place like Lantz’scher Park if it was no longer maintained? If people stopped dictating which plants are “useful” or “beautiful,” and where they’re allowed to grow and where not?

During the exhibition, Annika Rixen also hosted a two-day workshop where visitors to Lantz’scher Park can make their own cyanotypes of the park’s flora. After daguerreotype and calotype, cyanotype was the third method used to capture photographic images. On a sunny day, an exposure time of between 5 and 30 minutes is required. The technique was made famous by the British botanist Anna Atkins (1799–1871), who used it to document ferns and other vegetation for her books. Three-dimensional objects, in this case plants, stand out as bright shapes on the resulting photogram.